Offene Arbeiten

Spurzeichnungsschwellzeit bei ABS-Fahrzeugen

Problemstellung

Durch die höhere Regelgüte sind Bremsspuren auch bei ABS-Fahrzeugen mittlerweile, speziell im Sommer, üblich. (Das sie von der Polizei selten gesichert werden, steht auf einem anderen Blatt.) Da sich die durch den Bremsschlupf erzeugte Reibungswärme über dem Radumfang verteilt, heizt sich die Reifenoberfläche bei der ABS-Vollbremsung sicher nicht so schnell auf, wie ehedem der Latsch des blockierten Reifens. Deshalb lassen sich die Spurzeichnungsschwellzeiten »klassisch« gebremster Fahrzeuge vermutlich nicht auf ABS-Fahrzeuge übertragen. Dennoch gibt es derzeit keine allgemein zugänglichen Veröffentlichungen über die Spurzeichnungsschwellzeit ABS-gebremster Fahrzeuge.

Aufgabe

Der Schwellweg wurde im letzten Jahrhundert gängigerweise mit Farbschussgeräten ausgemessen: Ein neben dem Hinterreifen auf die Fahrbahn zielendes Gerät schoss bei Bremsbeginn mit Farbpigmenten auf die Fahrbahn, und der Schwellweg ergab sich aus dem Abstand zwischen Farbklecks und Bremsspurbeginn. Mit der digitalen Messtechnik kam diese denkbar einfache Methode aus der Mode, sodass mittlerweile keine Farbschusspatronen für die eingemotteten Geräte mehr erhältlich sind.

Der Plan ist, aus einem elektro-pneumatischen Markierer (Gotcha-Waffe) ein Farbschussgerät zu bauen und in anschließenden Bremsversuchen den Schwellweg nach alter Methode zu ermitteln. Begleitend sollen die Verzugszeiten der Apparatur mittels Highspeed-Videoaufnahmen ermittelt werden. Der Anschluss der elektrisch ausgelösten Waffe kann im einfachsten Fall über ein an das Bremslicht angebundenes Relais erfolgen.

Voraussetzungen

Diese praktische Arbeit erfordert keine besonderen Vorkenntnisse.

Lackschäden durch Split und Sand

Problemstellung

Der »Steinschlag« durch größere Steine, die von Lkw verloren gehen und auf dahinter fahrende Pkw treffen, ist theoretisch und experimentell weitgehend untersucht. Welche Schäden hingegen durch von Lkw gewehten Kleinkies, von Pkw hochgeschleuderten Splitt oder  vergleichbare Objekte verursacht werden können, ist hingegen weitgehend offen. Die Erfahrung aus praktisch untersuchten Fällen lässt vermuten, dass auch kleine, scharfkantige Objekte – je nach Auftreffwinkel und Geschwindigkeit – trotz geringer Masse an bestimmten Lacken Schäden verursachen können.

Aufgabe

Aufbauend auf unsere bislang sporadisch (im Zuge konkreter Beauftragungen) ausgeführten Versuche sollen systematische Beschussversuche auf lackierte Pkw-Teile unternommen werden, um den Einfluss verschiedener Faktoren zu untersuchen:

  • Auftreffgeschwindigkeit und -winkel
  • Objektmasse und -kantigkeit
  • Lackeigenschaften (Einschicht-, Zweischicht-, Nanolack)

Die Beschleunigung des impaktierenden Objekts erfolgt mit einer Steinschleuder (»Zwille«); die Abschussgeschwindigkeit wird mittels einer Speziallichtschranke (shooting chrony) gemessen. Die Dokumentation des Schadenbilds erfolgt über eine Digitalkamera mit Mikroskop-Funktion. Begleitend könnte untersucht werden, welche Randumstände den »Abwurf« des Objekts unterstützen, also etwa, wie hoch durchdrehende Pkw-Reifen auf der Straße liegenden Splitt werfen können. Dies könnte z.B. mit einer an einem Ausleger am Pkw befestigten Highspeed-Kamera erfasst werden; auch diese ist vorhanden.

Voraussetzungen

Diese praktische Arbeit erfordert keine besonderen Vorkenntnisse.

Rutschverzögerungen von Motorradfahrern und Fußgängern auf der Fahrbahn

Problemstellung

Regelmäßig fallen Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer nach der Kollision letztendlich auf die Fahrbahn und rutschen dort aus gelegentlich hoher Anfangsgeschwindigkeit in die Endlage. Zu der dabei wirkenden Rutschverzögerung gibt es überraschend divergente Angaben, die sich zum Teil wohl aus den unterschiedlichen versuchstechnisch Ansätzen erklären lassen.

Aufgabe

Aufbauend auf die Versuche von Niclas Wiemuth und den dabei entwickelten Dummy soll die Rutschverzögerung in praktischen Versuchen ermittelt werden. Bei der Arbeit von Niclas Wiemuth ergaben sich große Unterschiede in der durchschnittlichen Verzögerung, je nach Versuchsansatz. Diesen scheinbaren Widersprüchen soll in der Arbeit nachgegangen werden.

Voraussetzungen

Diese praktische Arbeit erfordert keine besonderen Vorkenntnisse.

Farbabweichungen bei der Reparaturlackierung

Problemstellung

Wird ein Karosserieteil, etwa ein Kotflügel, durch ein neues ersetzt, so weicht der Farbton des neu lackierten Teils leicht von demjenigen der Herstellerlackierung ab. Überschreitet diese Farbabweichung gewisse Toleranzen, wird sie auch für das ungeschulte Auge sichtbar. Bei einem Halftpflichschaden ist es daher gängige Praxis, Farbtonunterschiede zu kaschieren, indem man den Farbauftrag in den angrenzenden Karosserieteilen auslaufen lässt, d.h. unbeschädigte Teile mitlackiert. Im Kaskofall schließen die Versicherungsbedingungen die Kosten der Beilackierung meist aus.

Bei der »fiktiven« Abrechnung, bei der das nicht die Reparaturrechnung, sondern eine Reparaturkostenprognose als Abrechnung dient, führt die Beilackierung oft zum Streit: Der Anspruchsteller möchte die prognostizierten Kosten der Beilackierung von der gegnerischen Haftpflichtversicherung erstattet haben; diese weigert sich jedoch, solange die Kosten nicht konkret angefallen sind.

Da immer öfter nicht nur um die Unfallursache, sondern auch um die Reparaturkosten gestritten, müssen auch Unfallanalytiker sich mit diesem Problem auseinander setzen. Derzeit gibt es zum Thema »Beilackierung« zwar etlich Positionspapiere der unterschiedlichen Interessengruppen, doch ist die Faktenlage dürftig.

Aufgabe

Bei einer Handvoll Lackierereien sollen die Farbabweichungen zwischen Neuteil und Altlackierung bei »auf Stoß« lackierten Fahrzeugen mit einem Colorimeter gemessen und mit visuellen Wahrnehmungsschwellen vergleichen werden. Dabei soll möglichst eine »Farbskala« entstehen, anhand derer sich unproblematische Farbtöne identifizieren lassen. Auch der Einfluss strukturierter Arbeitsvorbereitung soll untersucht werden.

Voraussetzungen

Diese Arbeit verbindet sehr praktische Arbeit – Abstimmung mit den Lackierereien vor Ort – mit theoretischen Aspekten betreffend die visuelle Wahrnehmung. Entsprechend sollte der Student in der Lage sein, beides miteinander zu verbinden.